Das Burnout-Syndrom kommt nicht von heute auf morgen. Es handelt sich um einen stetig wachsenden Prozess. Bis heute gibt es keine festgelegten typischen Entwicklungsschritte dieser Krankheit, weshalb es sich über die Jahre mehrere Mediziner, Psychoanalytiker und Fachärzte zur Aufgabe gemacht haben, den Prozess des Burnout-Syndroms trotz seiner unterschiedlichen Ausprägung von Fall zu Fall in einem Phasen Modell darzustellen. Je nach Detailgenauigkeit des Modells werden unterschiedliche beziehungsweise unterschiedlich viele Phasen abgebildet. Zusammengefasst lassen sich im Folgenden aufgeführte Phasen Modelle jedoch grob in drei Stadien einteilen:
Burnout Phase 1
In Phase eins herrschen Aggression und Aktivität vor. Große Leistungsfähigkeit ist ebenso gegeben wie das Gefühl, unentbehrlich zu sein. Betroffene erkennen diese – mitunter auch sehr lange – Phase meist nicht als Anfangsphase eines Burnout-Syndroms, da keine aktuellen Probleme entstehen.
Burnout Phase 2
Dies ändert sich erst in Phase zwei und den Folgephasen: Betroffene können weniger leisten, werden zunehmend unzufrieden, fühlen sich überfordert und austauschbar. Die Qualität der Arbeit nimmt ab, Betroffene flüchten in die Passivität, distanzieren sich und verlieren das Interesse.
Burnout Phase 3
Die Endphase ist geprägt durch enormen Leidensdruck, oft verbunden mit Sucht, Hoffnungslosigkeit und Panikattacken. Die Selbstmordgefahr ist hoch, viele Betroffene suchen sich erst in dieser Endphase Hilfe und Rat von Experten.
12 Burnout Phasen der Erschöpfung nach Dr. med. Vinzenz Mansmann
- Drang nach Anerkennung und übertriebener Ehrgeiz
Der Betroffene erfüllt seine Aufgaben mit großer Begeisterung. Allerdings überfordert er sich oftmals dabei und setzt sich zu hohe Ziele. - Übertriebene Leistungsbereitschaft
Um den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht und alles dafür getan den Ansprüchen doch noch gerecht zu werden. Das Gefühl, unersetzbar zu sein, steigt. Deshalb werden kaum Aufgaben abgegeben und Arbeitsentlastung findet kaum statt. - Ausblenden der eigenen Bedürfnisse
In dieser Phase tritt das Verlangen nach Ruhe, Schlaf und Regeneration immer weiter in den Hintergrund. Häufig nimmt der Konsum von Alkohol, Nikotin und Kaffee zu. - Ausblenden von Warnsignalen und Überforderung
Um weiterhin leistungsstark zu funktionieren, blendet der Betroffene alle Warnsignale und Anzeichen des eigenen Körpers aus. Unzuverlässigkeit und Fehler häufen sich im Arbeitsalltag. - Verzerrtes Wahrnehmung der Realität
Alte Grundsätze verlieren an Wert, Freundschaften und berufliche Kontakte, die vorher eher Entlastung und Unterstützung waren, werden nun mehr als Belastung empfunden. Die Wahrnehmung wird reduziert auf ein Minimum. Probleme in der eigenen Beziehung treten auf. - Ausblenden von ersten Beschwerden
Probleme häufen sich im Leben des Betroffenen und auch körperliche Beschwerden, wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Angst setzen ein. Jedoch werden diese Probleme ignoriert und ihnen kaum Beachtung geschenkt. - Rückzugsphase
Hoffnungslosigkeit breitet sich aus und verdrängt alle positiven Gefühle. Alkohol und Medikamente dienen häufig zur Ablenkung. Das soziale Umfeld wird als Bedrohung angesehen und als überfordernd empfunden. - Beratungsresistenz baut sich auf
Der Betroffene wird unflexibel im Denken und schränkt sich immer mehr ein, was sein eigenes Verhalten anbelangt. Kritik wird komplett zurückgewiesen und als Angriff auf die eigene Persönlichkeit empfunden. Er zieht sich immer weiter zurück. - Entfremdung
In dieser Phase fühlt sich der Betroffene sich selbst gegenüber fremd. Es kommt ihm vor, als würde er nur noch automatisch wie ein Roboter funktionieren ohne freien Willen. - Innere Leere
Mutlos und erschöpft bezwingt der Betroffene seinen Alltag. Angst und Panikattacken verfolgen den Betroffenen. Mitunter versucht er, seine Probleme mit Kauftouren und Fressorgien zu bewältigen. - Auftretende Depressionen
Dauerhafte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit stellen sich ein. Andere Erkrankungen wie beispielsweise Magersucht können auftreten. - Totale Erschöpfung
Die andauernde geistige und körperliche Müdigkeit lähmt und beeinflusst das gesamte Leben: das Immunsystem ist geschwächt, die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Leiden steigt erheblich. Die Suizidgefahr ist in diesem Stadium am höchsten.
Mehrere Autoren haben unterschiedlichste Phasen Modelle entworfen, die versuchen den Verlauf einer Burnout Erkrankung zu beschreiben. Auch wenn diese Modelle idealistisch angelegt sind und kaum ein Krankheitsverlauf exakt so verlaufen wird, sind diese Modelle dennoch nützlich um Ihnen einen Eindruck vom Verlauf eines Burnouts zu geben und Betroffenen und Angehörigen ein Gefühl zu vermitteln, in welcher Phase man sich oder den Bekannten einzuordnen vermag.
Burnout Phasen Modell nach Herbert Freudenberger
Burnout Phasen Modell nach Herbert Freudenberger
Burnout Phase 1: Empfindendes Stadium
- chronische Müdigkeit
- höherer Energieeinsatz zur Erreichung der gewohnten Leistungsstandards
- Verdrängung negativer Gefühle
Burnout Phase 2: Empfindungsloses Stadium
- Symptome: Gleichgültigkeit, Langweile, Zynismus, Ungeduld, Reizbarkeit, Angst, Gefühl der Unersetzlichkeit, Schuldzuschreibung an die Umwelt, psychosomatische Beschwerden, Derpessionen
Burnout Phasen Modell nach Cary Cherniss
Burnout Phasen Modell nach Cary Cherniss
Burnout Phase 1: Berufsstress
- Anforderungen übersteigen die Ressourcen
Burnout Phase 2: Stillstand
- Angst
- Spannung
- Reizbarkeit
- Ermüdung
- Erschöpfung
Burnout Phase 3: Defensive Bewältigungsversuche
- Emotionale Abkopplung
- Rückzug
- Zynismus
- Rigidität
Burnout Phasen Modell nach Lauderdale
Burnout Phasen Modell nach Lauderdale
Burnout Phase 1: Verwirrung
- vages Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist
- gelegentlich grundlose Angst
- beginnende somatische Symptome wie Kopfschmerzen, Angespanntheit, Schlaflosigkeit, Energiemangel
Burnout Phase 2: Frustration
- Unzufriedenheit und Ärger
- Gereiztheit gegen Freunde und Kollegen
- evtl. Arbeitsplatzwechsel
- Gefühl, betrogen zu werden
- ausgeprägtere somatische Symptome wie Rückenschmerzen, Migräne, Entspannung nur noch mit Alkohol und Tranquilizern
Burnout Phase 3: Verzweiflung
- Insuffizienzgefühle
- Gefühl der Sinnlosigkeit
- Selbstanklagen
- Zynismus
- Misstrauen
- Mechanisierung des Lebens
- Erschöpfungsgefühl schon bei kleinsten Anforderungen
- Rückzug
- Apathie
Burnout Phasen Modell nach Jerry Edelwich
Burnout Phasen Modell nach Jerry Edelwich
Burnout Phase 1: Idealistische Begeisterung
- Selbstüberschätzung
- hochgesteckte Ziele
- Omnipotenzphantasien
- Optimismus
- hoher Energieeinsatz
- Überidentifikation mit Klienten und mit der Arbeit allgemein
Burnout Phase 2: Stillstand
- erste Enttäuschungen
- Bedürfnisse nach Komfort, Freizeit, Freunden, Karriereaussichten werden wichtiger
- Beschränkung der Kontakte auf Kollegen
- Reduzierung des Lebens auf die Arbeit
- Familienleben leidet
- Rückzug von Klienten
Burnout Phase 3: Frustration
- Erfahrung der Erfolglosigkeit und der Machtlosigkeit
- Probleme mit Bürokratie
- Fühlbarer Mangel an Anerkennung von Klienten und Vorgesetzten
zu viel Papierkrieg - Gefühl der Inkompetenz
- Psychosomatosen
- Drogengebrauch
- Überernährung
Burnout Phase 4: Apathie
- völlige Desillusionierung
- Verzweiflung wegen schwindender beruflicher Alternativen
- Resignation
- Gleichgültigkeit
Burnout Phase 5: Intervention (fallspezifisch)
Burnout Phasen Modell nach Christina Maslach
Burnout Phasen Modell nach Christina Maslach
Burnout Phase 1a: Emotionale Erschöpfung
- Müdigkeit schon beim Gedanken an Arbeit
Burnout Phase 1b: Physische Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Anfälligkeit für Erkältungen, Kopfschmerzen, sonstige Schmerzen
Burnout Phase 2: Dehumanisierung
- negative, zynische Einstellung zu Kollegen
- negatives Gefühl für Patienten/Klienten
- Schuldgefühl
- Rückzug ins Schneckenhaus
- Vermeidung von Unannehmlichkeiten
- Reduzierung der Arbeit auf das Allernotwendigste
Burnout Phase 3: Terminales Stadium
- Widerwillen gegen sich selbst
- Widerwillen gegen alle anderen Menschen
- Widerwillen gegen überhaupt alles